Anke Heinikel

Mantrailing ist Hundesport auch für die „schweren Jungs und Mädels“!

Zu Sylvester 2020/2021 zog Aragon bei uns ein mit gut 3 Monaten und damals bereits 26 kg. Fila-Brasileiro-Rüden wiegen ausgewachsen gerne deutlich mehr als 60 kg, da scheiden viele Hundesportarten wie z.B. Agility schnell aus. Aber auch diese Fellnasen möchten beschäftigt werden!

Über eine gemeinsame Freundin lernten wir kurz danach Felix kennen, die ziemlich schnell klarmachte, dass sie Aragon gerne zum Trailen hätte. Da die Rasse gezüchtet wurde, um Rinder (und früher auch Sklaven) aufzustöbern, die sich entfernt hatten, ist die Schnüffelnase angeboren.

Felix blieb hartnäckig, lud mich immer wieder zum Training ein, bis ich Mitte April dann zusagte, ohne konkret zu wissen, was mich erwartet. Mit Gassi-Geschirr und Verhedder-dich-Schleppleine ausgestattet ging es an den Start, dazu mehrere Döschen mit Jackpot-Belohnung in der Tasche. Mein Hund war sofort motiviert, als die Versteckperson mit seinem Fressen um die Ecke hinter einem Baum verschwand. Das konnte doch nicht sein! Hinterher! Das Spiel verstand er schnell, und bei soviel Freude und Motivation beim Hund musste das Frauchen ja angesteckt werden. Natürlich blieben wir dabei, auf das Schnuppern folgte das Sichtungs-Trailen, Aragon lernte schnell und ging nach einigen Wochen schon seine ersten kurzen Trails. Immer stets motiviert, am Start anfangs überschwänglich, kaum zu bremsen. Inzwischen hat er gelernt, dass es erst nach einem Sitzen und auf Kommando losgeht.

Mein sonst trotz beeindruckender Erscheinung eher unsicherer Hund geht im Arbeitsmodus oft durch Situationen, die ihn normalerweise nach aus dem Konzept bringen. Fremde Menschen checkt er, läuft aber in der Regel rasch weiter. Versteckpersonen werden immer freudig begrüßt, auch wenn er sie nicht gut kennt, hier übergeht er sein grundsätzliches Misstrauen Fremden gegenüber. Auch Stadtbetrieb mit all seinen Geräuschen, für ein Landei eher ungewohnt, nimmt er beim Trailen hin, denn es geht ja um die Belohnung! Stets motiviert folgt er seiner Spur, und wenn er sie mal verloren hat, muss es umso schneller gehen, sobald er sie wieder gefunden hat. Dann ist bremsen angesagt, zum Leinen-Handling kommt in diesem Fall auch das Masse-Handling bei inzwischen 65 kg Kampfgewicht.

Hinterher ist deutlich zu merken, dass der Hund stolz ist, ausgelastet wirkt und auch an den Folgetagen konzentrierter bei Gassi oder Übungen. Und die Freude ist groß, wenn ich nach einigen Tagen wieder seine Belohnungsdose heraushole, befülle und einpacke, wenn Geschirr und Schleppleine ins Auto kommen, denn dann geht es wieder los zur Lieblingsbeschäftigung, auf zum Mantrailing! Mal sehen, was Felix (oder Thomas) sich heute mal wieder Schönes ausgedacht hat!

 

PS: Auch ich selbst genieße die Zeit an der frischen Luft mit den vielen netten Leuten und Hunden, die wir hier kennenlernen durften. Trailen ist zeitaufwändig, aber die vergeht wie im Flug, da immer etwas zu tun ist (sich verstecken, Trails auslegen, als Back-up gehen, Autowache), auch wenn man selbst nicht Hundeführer ist. Ein großes Danke an Felix für ihre Hartnäckigkeit!

 

Eure Anke